Spielbericht zum Spiel der 3. Kreisklasse Staffel B

SpVgg Rot-Weiß Graitschen II (4.) - BSC Jena (3.)

2:4 (2:1)

Nach einer sehr langen Winterpause meldete sich vergangenes Wochenende nun auch die 3. Kreisklasse Staffel B des Saale-Holzland-Kreises in den Spielbetrieb zurück. Dabei galt es für den BSC gleich in der ersten Rückrundenbegegnung in mehrfacher Hinsicht Farbe zu bekennen. Zum einen traf man auf einen punktgleichen Tabellennachbarn, der auf dem Weg in die Spitzengruppe distanziert werden musste und zum anderen sollte die unnötige Saisonauftaktpleite vergessen gemacht werden. Seit jener denkwürdigen Partie zu Beginn dieser Saison – man erinnere sich an die sechs Blumentritt-Schüsse von denen allein fünf den Weg ins BSC-Gehäuse fanden (Endergebnis 4:6) – hat sich in Jena-Winzerla einiges getan. Einige Verstärkungen und ein fester Mannschaftskern haben sich herauskristallisiert. Im Laufe der Saison stellten sich dann auch die ersten Erfolge ein, die sich in der Rückrundenvorbereitung fortsetzten. Insgesamt vier Testspiele standen hier auf dem Programm von denen drei, zum Teil recht deutlich, gewonnen werden konnten. Die einzige Niederlage war schnell abgehakt und durch eine starke Steigerung am Folgewochenende wett gemacht.
Entsprechend gut gelaunt fuhr der BSC nach Graitschen, gewillt dem Gegner dort Revanche zu geben. Da in der Spitzenbegegnung des achten Spieltags auch der Tabellenerste (FSV Einheit Eisenberg) seinen Rückrundenauftakt gegen den Tabellenzweiten (SV Eintracht Eisenberg II) knapp mit 1:0 gewonnen hatte, war ein Erfolg in Graitschen außerdem wesentlich für die zarten Aufstiegshoffnungen der Jenaer.
Der BSC spielte erwartungsgemäß mit Großmann im Tor, Dreßel, Luck und Strobel in der Verteidigung, Zippel, Wolf, Hohlfeld und Wagner im Mittelfeld sowie Meißner, Krüger und Gruner im Sturm. Das bewährte 3-4-3- System ging aber zunächst nicht auf. Die zerfahrene Partie auf holprigem und abfallendem Geläuf bei starkem Wind in Graitschen erlebte ihren ersten Höhepunkt in der 12. Minute als Strobel seinen Gegenspieler nur durch ein Foulspiel stoppen konnte. Den fälligen Freistoß aus 18 m verwandelte Graitschens Winkler mit einem strammen Torschuss auf die Tormitte. Großmann bekam die Fäuste nicht rechtzeitig hoch, so dass der Ball direkt über seinem Kopf und unter der Latte einschlug – 1:0 für Graitschen! Dieser Treffer hätte den BSC eigentlich aus seiner Lethargie wecken müssen, tat es aber nicht. Stattdessen spielte die Heimmannschaft mit einfachen aber effektiven Mitteln auf. Die Verteidigung schlug weite Bälle, die entweder direkt in die Spitze gingen oder vom baumhohen Mittelfeld dorthin verlängert wurden und der Sturm war breitschultrig und erstaunlich flink genug, diese Bälle abzuschirmen und zu sichern. Dazu kam eine äußerst robuste Spielweise der Hausherren, die mehrfach jenseits des Zulässigen agierten. Da der schwache Schiedsrichter Peter Weber aus Jena die Partie aber zu keinem Zeitpunkt in den Griff bekam, lief nicht viel zusammen beim Gast aus Jena. Folgerichtig fiel das 2:0 für Graitschen: Vogt schlenzte den Ball von der Torauslinie aus nahezu unmöglichem Winkel ins lange Eck.
Der BSC drohte an seinen eigenen Ansprüchen zu scheitern. Was hatte man sich alles für diese Begegnung vorgenommen; wieviele Wochen hatte man auf dieses Spiel warten müssen; wie oft hatte man sich die Revanche in Graitschen vorgestellt. Der BSC drohte erneut seiner generellen Auswärtsschwäche in dieser Saison zu erliegen. Die Verzweiflung währte genau 8 Minuten: Dann fasste sich Daniel Meißner ein Herz. Sein bemerkenswertes Solo, vorbei an drei Gegenspielern, schloss er mit einem scharfen Vollspannstoß ins Graitschener Tor ab – 2:1. Von nun an war der BSC gleichwertig.
In der Pause musste Chefcoach Sven Döring seine Mannen wenig motivieren. Jedem war klar, dass diese Graitschener Mannschaft mit einem gefühlten Durchschnittsalter von 50 Jahren bezwingbar sein musste. Die Mannschaft wollte diesen Sieg - sie wollte die Revanche. Für den verunsicherten Großmann brachte Döring nach der Pause Christian Hänel, der damit sein Debüt im BSC-Tor feierte. Zudem kam Grünewald für Gruner. Der BSC brauchte ein schnelles Tor. Nachdem Hohlfeld den ersten Schuss in der zweiten Halbzeit noch knapp über den Torwinkel gesetzt hatte, machte es Grünewald schon in der 48. Minute besser. Eine Zippel-Flanke nickte der Stürmer aus 5 Metern ins kurze Eck – 2:2. Die Begegnung war nun auch numerisch offen – und sie wurde härter. Zahlreiche Zweikämpfe prägten die folgenden Minuten. Ein Kampf um jeden Meter Spielfläche entbrannte. Auf die Graitschener Taktik hatte sich die Verteidigung um Dreßel mittlerweile gut eingestellt, insbesondere Strobel machte eine feine Partie auf der linken Defensivseite. Es dauerte aber bis zur 72. Spielminute als ein Feldspieler der Heimmannschaft einen Hohlfeld-Kopfball mit der Hand aus dem Tor schlug – Strafstoß: Meißner legte sich das Leder zurecht und versenkte die Kugel sicher in die rechte untere Ecke. Der BSC führte nun erstmalig mit 3:2! Doch die Graitschener Seniorentruppe wusste um die Tabellenlage und darüber, dass auch sie sich keine weitere Niederlage im Aufstiegskampf mehr leisten konnten. Sie kamen noch einmal, und wie: Zunächst musste der stets erstaunlich sicher wirkende Hänel eine Weitschuss parieren, dann rettete den BSC das Torgestänge. Das Spiel stand auf Messers Schneide – die 45 Zuschauer auf den Rängen gingen emotional mit.
Erst in der Nachspielzeit gelang Grünewald mit einem Konter das erlösende 4:2 für den BSC. Danach war Schluss!
Die Jungs aus Jena-Winzerla gewinnen ihr Rückrundenauftaktmatch auswärts beim Tabellennachbarn. Die Revanche von Graitschen war ein hartes Stück Arbeit, die drei Punkte aber am Ende ein verdienter Lohn.

by Paule